Die Produktionsanlage steht still. Die Digitalanzeigen der Steuerung bleiben dunkel, während im Hintergrund die Kosten des Stillstands ticken. Eine Situation, die in Industriebetrieben immer wieder vorkommt – und häufig beginnt dann die hektische Suche nach dem Fehler im komplexen elektrischen System.
Der Unterschied zwischen stundenlangem Herumirren und gezielter Problemlösung? Die richtigen Methoden bei der Fehlersuche im Schaltplan.
Die drei größten Fallstricke bei der Schaltplan-Fehlersuche
Warum scheitern selbst erfahrene Techniker manchmal an vermeintlich einfachen elektrischen Problemen?
- Blinder Aktionismus statt System
Der Impuls, sofort irgendetwas zu tun, ist groß. Aber ohne methodischen Ansatz verlängert sich die Fehlersuche oft dramatisch. - Fehlende oder veraltete Dokumentation
Wie oft wurde eine Anlage modifiziert, ohne die Schaltpläne zu aktualisieren? Die Realität entspricht nicht immer der Dokumentation. - Vermutungen statt Messungen
„Das muss es sein“ – dieser Gedanke hat schon viele Fehlersuchen in die falsche Richtung gelenkt. Profis verlassen sich auf Messungen, nicht auf Annahmen.
Von außen nach innen oder von innen nach außen?
Professionelle Fehlersucher folgen etablierten Strategien:
Die Outside-In-Methode
Beginnend mit der Gesamtfunktion der Anlage wird systematisch eingegrenzt, in welchem Funktionsbereich der Fehler liegen muss. Ideal bei komplexen Anlagen mit vielen Teilsystemen.
Die Inside-Out-Methode
Ausgehend von bekannten, spezifischen Symptomen werden gezielt verknüpfte Komponenten und Funktionen überprüft. Effizient bei klar lokalisierbaren Fehlerbildern.
Wie unterscheiden sich Anfänger von Profis?
Beobachtet man Experten bei der Fehlersuche, fallen typische Verhaltensmuster auf:
Anfänger-Ansatz:
- Springen zwischen verschiedenen Vermutungen
- Wiederholtes Prüfen derselben Punkte
- Konzentration auf offensichtliche Komponenten
Profi-Methode:
- Systematische Eingrenzung des Fehlerbereichs
- Durchgängige Dokumentation der Prüfschritte
- Nutzung der Schaltplanstruktur zur Navigationshilfe
- Konsequentes Ausschließen funktionierender Bereiche
Die SPLIT-Methode: Der Turbo für die Fehlersuche
Eine besonders effiziente Technik ist die SPLIT-Methode:
Systemüberblick verschaffen Prüfpunkte identifizieren Logische Teilung des Suchbereichs Isolation des fehlerhaften Bereichs Testen der Hypothese
Diese Methode nutzt das Prinzip der binären Suche: In jedem Schritt wird der zu untersuchende Bereich halbiert, wodurch die notwendigen Prüfschritte exponentiell reduziert werden.
In einem realen Fall konnte ein Produktionsbetrieb durch konsequente Anwendung der SPLIT-Methode die durchschnittliche Fehlersuchzeit um 64% reduzieren – ein beträchtlicher wirtschaftlicher Faktor.
Digitale Werkzeuge als Game-Changer
Moderne CAE-Systeme wie EPLAN bieten Funktionen, die die Fehlersuche revolutionieren:
- Globale Suchfunktionen für Komponenten und Verbindungen
- Navigationshilfen durch Querverweise
- Hervorhebung funktionaler Zusammenhänge
- Dynamische Filterung nach Spannungsebenen oder Signalarten
Die Praxis-Checkliste für systematische Fehlersuche
- Fehleranalyse: Welche Symptome zeigen sich, wann treten sie auf?
- Schnittstellenprüfung: Funktionieren Ein- und Ausgänge des betroffenen Systems?
- Spannungsversorgungskontrolle: Sind alle notwendigen Spannungen vorhanden?
- Systematische Signalverfolgung durch den Schaltplan
- Dokumentation aller Prüfschritte und Messergebnisse
Die systematische Fehlersuche im Schaltplan ist keine angeborene Fähigkeit, sondern eine erlernbare Methodik. Mit dem richtigen Ansatz und modernen Werkzeugen lassen sich selbst komplexe Probleme effizient lösen – und teure Stillstandszeiten minimieren.