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Wann altern Schaltschränke? Lebensdauer richtig einschätzen

Der Schaltschrank – unscheinbares Herzstück jeder elektrischen Anlage, oft versteckt in Technikräumen oder an Hallenwänden. Doch während wir die Lebensdauer von Maschinen und Produktionsanlagen genau im Blick haben, bleibt die Frage nach der Alterung von Schaltschränken häufig unbeantwortet. Wann ist ein Schaltschrank wirklich alt? Und welche Faktoren beeinflussen seine Lebensdauer entscheidend?

Komponenten altern unterschiedlich schnell

Ein Schaltschrank altert nicht als Ganzes, sondern komponentenweise – und das mit erstaunlich unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während robuste metallische Gehäuse problemlos 30 Jahre und länger halten können, gibt es andere Elemente, die deutlich früher Alterungserscheinungen zeigen:

  • Relais und Schütze: 100.000 bis 1 Million Schaltspiele, je nach Belastung
  • SPS-Baugruppen: Typische Lebensdauer 10-15 Jahre
  • Netzteile und Stromversorgungen: Oft kritisch nach 7-10 Jahren
  • Lüfter und Klimatisierung: Häufig problematisch nach 5-8 Jahren
  • Kondensatoren: Abhängig von Typ und Umgebungstemperatur 5-15 Jahre

Ein besonders aufschlussreiches Beispiel: In einem Produktionsbetrieb fielen gleich mehrere Anlagen durch sporadische Störungen auf. Die Ursache fand sich in den Netzteilen der Steuerungen – alle stammten aus derselben Beschaffungsrunde vor neun Jahren und zeigten nun altersbedingte Ausfallerscheinungen.

Welche Faktoren beschleunigen die Alterung?

Die kalendarische Zeit ist nur einer von mehreren Faktoren, die über die tatsächliche „Alterung“ eines Schaltschranks entscheiden:

Umgebungstemperatur: Jedes Plus von 10°C halbiert die Lebensdauer elektronischer Komponenten – eine oft unterschätzte Faustregel. Schaltschränke ohne ausreichende Klimatisierung in warmen Produktionsbereichen altern daher oft doppelt so schnell wie vergleichbare Installationen in klimatisierten Räumen.

Luftfeuchtigkeit und Staub: Besonders in Produktionsumgebungen mit hoher Partikellast oder Feuchtigkeit zeigen Schaltschränke beschleunigte Alterungserscheinungen. Hier kann die effektive Lebensdauer um 30-40% reduziert sein.

Schalthäufigkeit: Mechanische Komponenten wie Relais oder Schütze altern primär durch Nutzung, nicht durch Zeit. Ein Relais in einer selten geschalteten Anlage kann 20 Jahre halten – das gleiche Bauteil in einer Anlage mit häufigen Schaltvorgängen möglicherweise nur 2-3 Jahre.

Die vier Warnsignale für alternde Schaltschränke

Wie erkennen Sie, dass Ihr Schaltschrank eine Verjüngungskur benötigt? Achten Sie auf diese Anzeichen:

  1. Thermische Auffälligkeiten: Lokale Wärmezonen oder ungewöhnliche Temperaturverteilung
  2. Häufung von Komponentenausfällen: Besonders wenn ähnliche Bauteile betroffen sind
  3. Zunehmend sporadische Störungen: Oft ein Hinweis auf alternde elektronische Komponenten
  4. Korrosion oder mechanische Beschädigungen: Insbesondere an Verbindungsstellen

Proaktiv handeln statt reaktiv reparieren

Eine vorausschauende Modernisierungsstrategie für Schaltschränke kann Ausfallrisiken minimieren und Kosten optimieren:

  • Selektiver Komponententausch: Kritische Bauteile präventiv austauschen
  • Zustandsbasierte Wartung: Regelmäßige thermografische Untersuchungen
  • Dokumentierte Alterungsstrategie: Lebensdauererwartungen aller wichtigen Komponenten erfassen

Die Investition in eine systematische Überwachung und planmäßige Modernisierung von Schaltschränken zahlt sich durch reduzierte Ausfallzeiten und vermiedene Notfallreparaturen mehrfach aus. Und das Beste: Mit modernen CAE-Werkzeugen wie EPLAN lässt sich der Modernisierungsprozess reibungslos planen und dokumentieren – für Schaltschränke, die nicht altern, sondern kontinuierlich verjüngt werden.